Werner wurde vor 74 Jahren über der Kneipe geboren, schmeißt seit 1966 die Küche im Gasthof Lingenauber und ist der Wirt und die gute Seele des Hauses. 1976 ging Schnockel für einige Zeit in die „Fremde“, wie es früher so schön hieß. Er arbeitete als Koch in Interlaken und Davos. Danach heuerte er auf einem Dampfschiff an und es ging für 93 Tage auf Weltreise mit Start in New York und danach nochmal in die Karibik. Nachdem er in Siedlinghausen zurück war, lernte er seine Ulla kennen und 1983 wurde geheiratet. Seitdem wohnte auch sie mit ihrem Mann, Schwiegermutter und den Schwägerinnen Mechthild und Dorothe zusammen im Gasthof Lingenauber. Hier hatte jeder seine Aufgabe und auch Ulla arbeitet nun bereits seit 41 Jahren in der Wirtschaft mit. Seitdem Dorothe im Februar 2020 verstarb, schmeißen Werner und sie die Kneipe alleine. Schnockels Rumpsteak wurde über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Aber seine Leidenschaft ist auch der Kneipenbetrieb. Er ist einfach der geborene Wirt. Den besonderen Charme macht aus, dass in der Wirtschaft Alt und Jung seit vielen Generationen zusammensitzen und feiern. Auch ich habe, vor allem in meiner Jugend, unzählige Stunden dort verbracht. Ich kann mich noch gut erinnern, als man Zehnerkarten fürs Bier kaufen konnte und so ein paar Groschen sparen. Auch Nikolaschka (ein Getränk, das heute niemand mehr kennt) und Jägermeister Tonic standen eine Zeit lang hoch im Kurs. Und manches Türmchen wurde geschockt, was nicht jedem Spieler gut bekommen ist. Ich durfte sogar, als Überraschungsfahrt mit der Clique, einmal ein ganzes Wochenende im besten Haus am Platze verbringen. Viele, viele Geschichten können Werner und Ulla erzählen. Ulla, großer Tina Turner Fan, die regelmäßig in der Kneipe ihr Debüt als deren Double gab und der originalen Tina Turner in kaum etwas nachstand. Und montags wurde mit ihrem Stammtisch „Wetten dass…“ gespielt. Werners Sprüche sind legendär und er bleibt auch im größten Trubel ruhig und zapft einfach weiter. Nur einmal musste er einschreiten. Als Rosenmontag die Wirtschaft fast zu platzen drohte, stellte er die Musik eine Zeit lang ab, da er Angst hatte, dass in dem Trubel etwas passiert. Nach dem Osterfeuer, am zweiten Weihnachtstag und früher auch an Karneval war hier die Hölle los. In diesem Jahr durften wir es Schützenfest Montag noch einmal erleben. Früher schlief die Schützenfestkappelle regelmäßig im Gasthof Lingenauber. Dann wurde in allen Räumen gezaubert. Ulla musste einmal im Stübchen aus dem Fenster fliehen, damit ihre zukünftige Schwiegermutter, die für Ordnung sorgen wollte, sie nicht sah. Auch zwei Polizeieinsätze mit Personenfahndung hat Werner erlebt. Einmal wurde er bis in den Bierkeller verfolgt, da er von hinten dem Gesuchten Ähnlich sah. Das Wirtsehepaar geht mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Sie freuen sich, dass ihr Haus von Siedlinghausern gekauft wurde und der Kneipenbetrieb hoffentlich weiter geht. Vor allem aber die Zeit mit ihrem Enkelkind werden sie genießen. Zum Abschied möchten sie sich ganz herzlich bei allen Siedlinghausern und Gästen bedanken, die ihnen so viele Jahre die Treue gehalten haben. Und wir Dorfbewohner möchten uns bei den Beiden bedanken:
Ihr werdet uns als allzeit beliebter Treffpunkt und geborenes Wirtsehepaar fehlen.
Danke Schnockel!