Zusammen mit ihrem Vater Klaus, ist Jessica – Jessi – Peis auf den Baustellen hier in der Umgebung unterwegs. Mühelos steuert sie den weißen LKW, setzt Container ab, verlädt den Bagger oder andere Maschinen, die die zwei für ihre Arbeit benötigen. Dass sie einmal in einem Job landet, der als typisch männlich gilt, hatte sie nicht unbedingt im Sinn. Denn eigentlich ist sie gelernte Rechtsanwalt Fachangestellte. Bereut hat sie den Wechsel jedoch nicht! Ganz im Gegenteil. Seit 2020 ist sie im elterlichen Betreib, der sich vor allem auf Containerdienst, Altholzrecycling und Tiefbau konzentriert, tätig und liebt ihren Job. Sie scheut sich keinesfalls davor anzupacken, dreckig zu werden oder große Maschinen zu betätigen.
Wie die Arbeit auf den Baustellen aussieht, dass teilt sie in kurzen Videos, wie eine Art Tagebuch auf der Social-Media-Plattform Instagram. Unter „missbaustelle“ dokumentiert Jessi ihren Tag. Im Zeitraffer können wir hier sehen, wie sie Container ablädt, fix mit dem Radlader ein paar Ziegelsteine verlädt oder den Brecher mit alten Steinen füllt und vieles mehr. „Ich möchte hier auch zeigen, was eine Frau auf einer Baustelle alles kann“, so Jessi. Zuvor war sie ein Jahr für Porsche in der Nähe des Nürburgrings tätig. Hier waren Rennteams aus der ganzen Welt untergebracht. Sie selbst war als Fuhrparkmanagerin eingestellt und kümmerte sich darum, dass die hauseigenen Fahrzeuge, wie LKW´s und Sprinter etc. einsatzbereit waren.
Autos, vor allem ältere Modelle ohne die ganze moderne Technik, sind eine große Leidenschaft von ihr. Wie sie selbst sagt, ist sie durch einen Freund ans Schrauben gekommen. Er hatte eine eigene Werkstatt und so lernte Jessi nicht nur wie man Autos repariert, sondern schloss auch Kontakte zu Mechanikern in der Rennszene. „Ich habe so Thorsten Stadler kennengelernt, der eine Vorliebe für alte Mercedes hatte und auch Rennen gefahren ist. Irgendwann brauchte er einen Mechaniker und so war ich dann, neben meinem Job, an den Wochenenden als Mechanikerin bei den Rennen. Dann kam die Anfrage, ob ich das ehemalige DTM-Fahrzeug von der Profi Rennfahrerin Ellen Lohr, eine 94er C-Klasse, transportieren könnte. Quer durch Deutschland bin ich gefahren und noch nie zuvor war ich so vorsichtig beim Transportieren eines Autos auf dem Anhänger“, erzählt sie. In dieser Zeit war Jessi nicht nur in Deutschland unterwegs, sondern zudem in den Niederlanden, Österreich, Tschechien und Belgien. Während dieser Zeit schloss sie weitere Kontakte, wodurch sie ein Team kennenlernte, dass bei den 24 Stundenrennen am Nürburgring weitere Verstärkung unter den Mechanikern suchte. Eigentlich wollte sie dort einmalig aushelfen, doch seit gut sechs Jahren ist sie mit im Team von Teichmann Racing – sofern es die Arbeit zulässt. Denn so ein Rennen bringt eine Menge Vorbereitung mit sich. „Donnerstags reisen wir an und dann wird erstmal das Lager aufgebaut und eingerichtet. Am Freitag findet das Training und auch das Qualifying statt. Das Rennen startet am Samstag um 16 Uhr und ab diesem Zeitpunkt sind wir alle durchgehend im Einsatz bis zum Abbau am Sonntag“, erklärt Jessi. Vier Autos sind auf der Strecke unterwegs, die etwa alle 45 Minuten zum Boxenstopp reinkommen. An einem Auto müssen mindestens vier Mechaniker arbeiten – im optimalen Fall sind es acht. Die Abläufe sind klar festgelegt, damit der Boxenstopp so reibungslos und vor allem so schnell wie möglich von statten geht. „Zuerst kommt der Sichtcheck. Hier wird geschaut, ob es größere Schäden gibt. Wir checken die Bremse, die in jedem Fall einmal in den 24 Stunden ersetzt wird. Bei jedem Stopp werden die Reifen gewechselt und es wird getankt. Unsere Abläufe sind klar getaktet, damit wir zeitgleich fertig werden. Es geht aber auch hektisch zu, da in dieser kurzen Zeit entschieden werden muss, ob z. B. die Bremse bis zum nächsten Stopp durchhält. Ein Wechsel der Bremse muss bei uns in Rekordzeit passieren. Da hat man dann dicke Handschuhe an in denen man die ca. 800 Grad heiße Bremse in der Hand hat, die man einfach schnell hinter sich auf den Boden wirft, um zügig die neue anzubringen.“ Zuletzt war Jessi für einen Porsche Cayman verantwortlich, dazu waren drei Toyota Supra auf der Strecke. Wie wichtig es ist, in den rund zwei Minuten das Auto verantwortungsvoll zu prüfen, zeigte sich am Porsche. Dieser war mit dem Boxenstopp schon fertig, als beim Runterlassen des Autos der Kühlschlauch platzte. Sofort wurde der Fahrer gestoppt und so ein Unfall verhindert. „Das Auto wäre auf der Kühlflüssigkeit ausgerutscht und hätte einen Unfall verursacht“, so Jessi. Der Erfolg beim 24-Stundenrennen liegt vor allem darin, dass alle Autos durch das Ziel kommen.
Jessi selbst ist auch ab und zu auf dem Nürburgring unterwegs. Sie hat sich einen BMW E30 von 1989 fertig gemacht. Es geht ihr aber nicht darum, eine schnelle Rundenzeit zu fahren, sondern sie fährt rein aus Vergnügen. Auch im Privaten fährt sie lieber alte Modelle, an denen sie selbst Hand anlegen kann. Auf der Suche nach einem neuen Traumauto ist sie derzeit noch.
Kontakt:
Klaus Peis Containerdienst
Hochsauerlandstr. 77
59955 Winterberg - Siedlinghausen
Tel. 02983 908946