Wie wir in den letzten Jahren zu spüren bekommen haben, macht der Klimawandel auch vor dem Sauerland nicht halt. So haben auch unsere Wälder wegen der langen Hitzeperioden mit großer Trockenheit zu kämpfen. Auch hier wüteten kleine Orkane und so schmiss der Sturm Friederike in 2018 große Fichtenbestände um. Seit 2019 kam die Borkenkäferplage hinzu, da die Fichten durch die Trockenheit bedingt, nicht mehr genug Harz bilden können, um den Schädling zu bekämpfen. Die Fichtenbestände starben ab und übrig blieb nur noch Kalamitätenholz, dass zu einem deutlich niedrigeren Preis verkauft werden musste. So machte sich Forstwirtschaftsmeister Tim Gerbracht, der auch der 1. Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Elpe/Negertal ist, gemeinsam mit dem 2. Vorsitzenden Antonius Wegener Gedanken, wie man den Wald im Sauerland zukunftsfähig machen kann.
Die Idee war einen klimaresistenten Wald zu entwickeln, der möglichst zukunftsfähig ist, wirtschaftlich nutzbares Holz produziert und viel CO2 bindet. So wurden Bäume ausgewählt, die relativ schnell wachsen, dick werden und somit früher geerntet werden können als Eichen oder Buchen. Eine Eiche kann nach ca. 250 Jahren geerntet werden, die Versuchsbaumarten hingegen bereits nach ca. 40 – 60 Jahren.
Außerdem sind, Tims Meinung nach, Fichte, Buche und Eiche nicht mehr zukunftsfähig. Andere Baumarten können mit dem derzeitigen und voraussichtlich auch künftig wärmeren und trockenen Klima besser umgehen. So z. B. die Küstentanne: eine schnell wachsende Nadelbaumart mit einem Herzwurzelsystem (nicht wie die Fichte Flachwurzel), die hier in der Region noch keinen natürlichen Feind wie den Borkenkäfer hat. Douglasie und Lärche haben das gleiche Wurzelsystem und sind in der Zukunft sehr gefragtes Bauholz.
Die Marone, verbreitet auch als Esskastanie bekannt, ist ein sehr schnell wachsender Laubbaum, der wertvolles Möbelholz produziert.
So startete Tim Gerbracht im letzten Jahr am Hömberg das fachliche Versuchsprojekt mit der Bepflanzung von Baumarten, von denen er denkt, dass sie auch im Sauerland gedeihen.
Zunächst wurde seine Fläche wie folgt aufgearbeitet: Tims Fläche von 1,6 ha wurde durch eine Fachfirma gemulcht. Mit einer 430 PS starken Maschine wurden alle Wurzeln und Resthölzer zu Mulch verarbeitet, der einen guten Untergrund für die anschließende Bepflanzung bildet. Die Mulchauflage bietet dem Boden einen Verdunstungsschutz und so kann auch bei trockener Witterung das Wasser besser gespeichert werden. Anschließend wurden 13 verschiedene Baumarten wie Küstentannen, Nobilistannen, Nordmanntannen, Libanonzeder, Weißulmen, Bergahorn, aber auch außergewöhnliche Bäume wie Hybridlärchen, Hybridnuss, Marone und die Lindenblättrige Birke gepflanzt.
Dieses Projekt mit dem Nachhaltigkeitsgedanken gefiel seinem Grundstücksnachbarn Bernhard Pape (Muppes) so gut, dass auch er beschloss seine Flächen zukunftssicher aufforsten zu lassen und bat Tim um Organisation und Durchführung des Projekts.
Bernhards Gelände umfasst 2 Flächen mit insgesamt knapp 6 Hektar. Die unteren 2,3 ha wurden, wie bei Tim, ebenfalls gemulcht. Da das Gelände deutlich steiler ist, musste hier eine 500 PS starke Mulchraupe eingesetzt werden. Um Wildschäden an den jungen Pflanzen zu vermeiden, wurde dann ein 570 m langer Zaun errichtet. In dem umzäunten Gelände wurden ca. 10.000 verschiedene Pflanzen gesetzt: Küstentannen, europäische Lärche, Douglasie, Bergahorn, Schwarznuss, Esskastanie, echte Walnuss, Libanon Zeder, Baumhasel und 20 kalifornische Mammutbäume. Allein auf dieser unteren Fläche hat Bernhard insgesamt ca. 45.000 € investiert!
Auf der oberen Fläche wurde, nach Rücksprache mit dem Forstamt, ein sogenannter Vorwald genehmigt. Auf dieser 3,3 ha großen Fläche wurden ca. 1.000 Zitterpappeln und Sandbirken in größerem Abstand gesetzt. Alles schnellwachsende Laubbäume, die den Boden beschatten und sich selbst aussähenden Pflanzen neuen Raum geben sollen. Der Vorwald wurde mit einem kleinen Teil finanziell bezuschusst. Für einen größeren Zuschuss hätte man nur Buche und Eiche nach Vorgabe und auch nicht so viel pflanzen können.
Ein tolles Projekt, dass Tim und Bernhard hier in die Tat umgesetzt haben. Dabei steht der Gedanke des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit (bei Bernhard vor allem auch für seine Enkel und Urenkel) im Vordergrund.
Tim betont, dass das Projekt natürlich auch ein Risiko birgt, da man noch keine Erfahrungswerte hat. Wir drücken Beiden die Daumen, dass es gelingt!